Vom Vinzenzbruder zum Seligen

März 15, 2017

Bozen. Am 18. März wird Josef Mayr-Nusser (1910-1945) im Dom von Bozen zum Seligen der katholischen Kirche erklärt. Dieser Tag ist auch ein Freudentag für die Vinzenzgemeinschaft, denn Mayr-Nusser sah gerade im Dienst bei der Vinzenzgemeinschaft eine Möglichkeit, den Alltag als Christ zu gestalten.

Im Jahr 1932 trat der Angestellte in einem Laubengeschäft der Bozner Vinzenzkonferenz bei. Als 1935 am Bozner Boden eine eigene Vinzenzkonferenz gegründet wurde, bestellte sie Mayr-Nusser zum Präsidenten. Die Sitzungsprotokolle zeigen, dass die Treffen unter seiner Präsidentschaft stets mit einer geistlichen Lesung begonnen hatten, worauf Josef Mayr-Nusser größten Wert legte. So schrieb er schon 1934 in einem „Vinzenzbrief“ über „die Lesung, die uns immer wieder lehrt, den Armen mit jenen Augen zu sehen, mit welchen ihn zu sehen uns Christus gelehrt hat, die uns dauernd mahnt, über und vor dem zeitlichen Wohl unserer Armen deren ewiges Heil unsere Sorge sein zu lassen.“
Wie die Diözese in einer Aussendung erinnert, wurde bei den wöchentlichen Sitzungen darüber beraten, welche Familien und Einzelpersonen welche Unterstützung nötig hatten. Dabei gab es neben der finanziellen Unterstützung auch Sachspenden (z.B. Kleidung), Lebensmittelspenden oder es wurden Arztkosten übernommen. Auch auf die Gefangenen hatte die Vinzenzkonferenz ein waches Auge gelegt. Weil wegen des Krieges und der Auswanderung die Zahl der Mitglieder, die Besuche bei den Familien machen konnten, auf drei geschrumpft und der Großteil der Armen wegen der Bombardierungsgefahr umgesiedelt war, kam es im Oktober 1943 zur Zusammenlegung dieser Konferenz mit einer anderen Vinzenzkonferenz.
Die Protokolle der Konferenzsitzungen beweisen, dass Josef Mayr-Nusser ein Vorbild im Umgang mit den Armen und den Notleidenden war. Er hat aufgezeigt, dass der christliche Glaube in der gelebten Nächstenliebe „Hand und Fuß“ bekommt und sich hier beweist sich, ob der Glaube alltagstauglich ist, denn Glaube ohne Liebe ist nicht glaubwürdig. „Drücken wir nicht durch leere Redensarten dem Armen unser Mitgefühl aus, sondern was wir sagen, das komme vom Herzen; nur dann wird es auch den Weg zum Herzen finden.“