Weihnachtsbrief 2024

Dezember 25, 2024

 

Liebe Unterstützer*innen,

liebe Freunde der

Südtiroler Vinzenzgemeinschaft,

in dieser vorweihnachtlichen Zeit, vielfach geprägt von Hast und Geschäftigkeit, von Gedränge in den Geschäftsstraßen und angeheizter Sentimentalität, von zunehmendem Stress und damit verbundener Erschöpfung, tun wir gut daran, Momente der Stille und des Innehaltens zu suchen.

Es sind solche Momente, wo es uns im lauten Getöse unserer Gesellschaft gelingen kann, den Blick zu öffnen für die Menschen, die sich auf der Schattenseite des Lebens befinden, sei es aus eigener Schuld oder durch unglückliche Zufälle.

Armut hat viele Gesichter, nicht immer ist Armut einfach erkennbar und sichtbar. Armut ist mit Scham verknüpft und wird oft – so gut und so lange es irgendwie geht – versteckt. Armut in einer reichen Gesellschaft, in einer Gesellschaft, die Wohlstand und Alltagsglanz tagtäglich in ihre mediale und öffentliche Vitrine stellt, beschämt noch einmal mehr und beraubt die durch Armut Betroffenen ihrer Würde. Arme hat es in allen Gesellschaften und zu allen Zeiten gegeben, und doch ist das Leben – auch das bloße Überleben – des Armen, des Arbeitslosen, des Geflüchteten und des Zugewanderten oder des im Leben Gescheiterten in einer Gesellschaft, in der alles nur für Geld zu bekommen ist, schwieriger geworden.

Die vielen Freiwilligen in den Vinzenzkonferenzen unseres Landes versuchen, hier zu helfen. Es geht dabei nicht darum, die öffentlichen Dienste zu ersetzen. Das ist nicht die Aufgabe der Vinzenzbrüder und Vinzenzschwestern. Wie der barmherzige Samariter sich vom Juden, der unter die Räuber gefallen ist, „in seinen Eingeweiden berühren lässt“ – so berichtet das Lukasevangelium – , so wenden sich die Vinzenzschwestern und -brüder den Bedürftigen zu, die sich an sie wenden. Ohne auf die Unterschiede der Herkunft, des Alters, des Geschlechts oder der Religionszugehörigkeit zu achten, hören sie den Betroffenen zu, sie versuchen im Gespräch von Angesicht zu Angesicht die Notsituationen zu verstehen. Diese Form der persönlichen Begegnung – ohne vorschnelle Beurteilung, ohne besserwisserische Anmaßung und ohne billige Ratschläge von oben herab – gibt den Betroffenen in der Erfahrung des Gesehenwerdens, des  Gehörtwerdens auch einen Teil ihrer Würde als Personen zurück. Es sind dann oft kleine und bescheidene Hilfestellungen – wie die Bezahlung einer Strom- oder Gasrechnung, die Ausgabe von Kleidung in der Kleiderkammer, die Bezahlung von Schulsachen, die Überbrückung einer akuten Notlage durch einen Lebensmittelbon, die Vermittlung zu einer öffentlichen Sozialeinrichtung oder Beratungsstelle -, die wirksam sind und einen Ausweg eröffnen.

Die Zuwendung zu den Armen und Bedürftigen, zu den in Not Geratenen kann in uns die Erinnerung wachhalten, dass auch unser aller Leben, unser alltägliches, sozial und ökonomisch abgesichertes  Leben nicht ausschließlich unser eigenes Verdienst ist, sondern vielfach auch Geschenk und unverdiente Gabe. Diese Erinnerung, die unserer modernen und so stark durch ökonomisches Denken geprägten Gesellschaft  weithin abhanden gekommen ist, ist vielleicht das größte Geschenk, das die Armen an uns zurück geben.

Mit diesem adventlichen Brief darf ich Sie wieder um Ihre wertvolle Unterstützung bitten. Ich kann Ihnen versichern, dass die Spenden und Zuwendungen von den einzelnen Vinzenzkonferenzen gewissenhaft verwendet werden.

Ich sage Ihnen, auch im Namen der gesamten Vinzenzgemeinschaft, ein aufrichtiges Vergelt‘s Gott für die bisherige und die zukünftige Unterstützung.

Mit den besten Wünschen für eine besinnliche Adventszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest,

Ihr

Heinrich Erhard

Zentralratspräsident

 

 

 

 

 

PS: Sie können Ihre Spende auch an eine von Ihnen bestimmte Vinzenzkonferenz überweisen. Die Bankkoordinaten von jeder Konferenz finden Sie auf unserer Webseite                                                                        www. vinzenzgemeinschaft.it  unter „Spenden“.