Die Vinzenzgemeinschaft wurde in der Zeit der industriellen Revolution gegründet, also in einer Zeit bitterster Not, als die ersten Arbeiteraufstände stattfanden. Im Jahr 1833 beschloss Frédéric Ozanam, Dozent der Rechtswissenschaften in Paris, etwas gegen die sozialen Missstände zu unternehmen. Er gründete mit befreundeten Studenten eine ehrenamtliche Gruppe, die er „Conference“ nannte. Sie sollte sich der hilfsbedürftigen Menschen annehmen, vor allem der Armen und Einsamen.
Ozanam wies mit Entschiedenheit auf die Verantwortung der Chnristen für die Armen und Schwachen dieser Welt hin. Seine Forderung nach Solidarität und das Bestreben, der drückenden Not durch karitative Selbstorganisation aus den Pfarreien heraus zu begegnen, fanden im Paris jener Zeit großen Widerhall, und schon bald bildeten sich Gruppen von Gleichgesinnten in ganz Frankreich.
Ozanams Vorbilder waren der hl. Vinzenz von Paul (1581–1660) und seine Helferin, die hl. Louise de Marillac (1591–1660). Schon zwei Jahrhunderte zuvor hatten sie erkannt, dass man der Not der Menschen mit tätiger Nächstenliebe begegnen muss. Der hl. Vinzenz von Paul wurde zum Schutzpatron der Gemeinschaft und zum Namensträger für alle von dieser Geisteshaltung getragenen und in der Nachfolge gegründeten Viznzenzkonferenzen mit der Oberbezeichnung Vinzenzgemeinschaft.
Die Vinzenzgemeinschaft trat von Paris aus einen Siegeszug um die Welt an. Heute gibt es weltweit rund 50.000 Vinzenzkonferenzen, in Südtirol sind es 52. Die ersten Konferenzen im Land entstanden bereits 1877 und zwar in Bozen und Innichen.