Adventbrief 2020
der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft

an die Spender und Freunde
der Vinzenzgemeinschaft
vom Präsidenten
Josef Andreas Haspinger

Dezember 5, 2020

Am seidenen Faden

 

Liebe Unterstützerin, lieber Unterstützer der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft,

vermutlich kennen Sie das: Sie knüpfen etwas zu, aber das Band bricht. Sie hängen etwas auf, aber das Seil gibt nach. Sie spannen etwas an, aber die Fassung hält dem Druck nicht stand. Vieles hängt am seidenen Faden: Covid-19 hat die Welt – auch die Südtiroler Welt – an ihren wundesten Punkten getroffen. Die Pandemie hat Armut in all ihren Facetten schonungslos aufgedeckt – und verschärft.

Nerven wie Stahlseile bräuchten gar einige Menschen, die covid-bedingt ihre Arbeit verloren haben, ihre Miete nicht mehr bezahlen können, sich notwendige Medikamente nicht mehr kaufen und kraftspendende Kontakte nicht mehr pflegen.

Viele hat es kalt erwischt.

Da sind Leute, angestellt mit prekären Arbeitsverträgen: Sie arbeiten hauptsächlich im Gastgewerbe, sind nur wenige Stunden angestellt und wissen nicht, wie sie ans Monatsende kommen sollen. Da sind Seniorinnen und Senioren mit geringer Rente und ohne Eigentum. Sie schämen sich, um Hilfe zu bitten. Solche Armut macht einsam.

Nicht alle Kinder, Jugendlichen, Frauen und Männer in Südtirol haben ein Netz, das trägt. Wenn in einer armutsgefährdeten Familie eine Person ausfällt, reißt der soziale Faden, der meist längst schon dünn und überdehnt war.

Armut schämt sich, Armut versteckt sich. Armut trifft in diesem Covid-Jahr viele Menschen besonders hart.

In ganz Südtirol kümmern sich die Freiwilligen in 54 Vinzenzkonferenzen und Helfergruppen um Familien und Einzelpersonen, deren Gegenwart und Zukunft am seidenen Faden hängt. Empathisch und unbürokratisch unterstützen sie die bedürftigen Menschen: mit Lebensmittelgutscheinen, Frühstücksbrot, mit kostenlosen Lebensmitteln bei der Tafel, mit Kleidung gegen die Kälte und vor allem mit finanzieller Unterstützung für die lebensnotwendigen Ausgaben wie Miete, Strom, Gas.

Aber in erster Linie schenken sie Zeit – für Gespräche und für Besuche: zuhause, im Heim oder im Krankenhaus.

Es war nicht einfach im heurigen Frühjahr, als die persönlichen Kontakte nicht erlaubt waren. Im jetzigen Herbst-Lockdown wiederholt sich das Geschehen. Alleinstehende Leute spüren die Einsamkeit in dieser vorweihnachtlichen Zeit noch bedrückender als sonst.

Der Einsatz unserer Freiwilligen ist vielfach unsichtbar, für den Zusammenhalt in der Südtiroler Gesellschaft aber unverzichtbar. Er trägt dazu bei, dass das soziale Seil hält. Im heurigen Ausnahmejahr konnten wir dank Ihrer Spende landesweit mehr als 3.600 Menschen unterstützen. Nun bitten wir Sie erneut darum.

Mit einem Vergelt’s Gott für Ihre Unterstützung

wünsche ich Ihnen eine segensreichte Advent- und Weihnachtszeit.

Ihr

Josef-Andreas Haspinger

Zentralratspräsident der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft

 

Unsere Bankkoordinaten finden Sie auf unserer Webseite www.vinzenzgemeinschaft.it unter dem Menüpunkt „Spenden“ Gerne können Sie Ihre Spende auch an eine örtliche Vinzenzkonferenz überweisen. Auch deren Bankkoordinaten finden Sie unter www.vinzenzgemeinschaft.it „Spenden“.

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