Gute Ideen aus Graz

März 20, 2018

Graz. Zwei Tage lang besuchten 15 Mitglieder der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft die Grazer VinziWerke. Georg Oberrauch hatte die Lehrfahrt als Vorsitzender des Bezirks Bozen organisiert. Schon am ersten Tag begegneten sie Pfarrer Wolfgang Pucher, der 1990 die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg in Graz gegründet hatte. 38 VinziWerke sind daraus hervorgegangen, unter anderem VinziBus, VinziDorf und VinziHelp. Das jüngste Grazer VinziProjekt ist eine Hospizstation für Obdachlose – die erste im deutschsprachigen Raum.

Die Mitarbeiterinnnen und Mitarbeiter der VinziWerke fragen nicht nach Schuld oder Vergangenheit der notleidenden Menschen. Sie wollen ihnen eine lebenswerte Zukunft eröffnen. Getragen werden die 38 Grazer VinziWerke von 750 Freiwilligen. Ihnen zur Seite stehen 30 Hauptamtliche. Zu den herausragenden Einrichtungen zählen neben dem VinziDorf der VinziMarkt: Dort werden täglich rund 2,5 Tonnen Lebensmittel, Kosmetika und Hygieneartikel zu einem stark reduzierten Preis von minus 70 Prozent ihres Normalwertes verkauft. Gespendet werden die Waren von Supermärkten, Produzenten und Bauern. Fünf Mal in der Woche jeweils halbtägig geöffnet wird der VinziMarkt von einer hauptamtlichen und 23 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen getragen, darunter drei Asylwerber. Einkaufsberechtigt sind finanziell bedürftige Menschen. Im Grazer VinziShop hingegen können alle Menschen einkaufen: Sie erhalten gespendete Secondhand-Kleidung zu Tiefstpreisen.

Das VinziNest ist eine Notschlafstelle für 80 männliche Gäste – hauptsächlich Roma – aus Osteuropa.

VinziHelp hingegen ist ein Haus für obdachlose Frauen. Sie bleiben so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig. Die Statistik ergibt derzeit einen Aufenthaltsdurchschnitt von 60 Tagen.

Die 15 Südtiroler Mitglieder der Vinzenzgemeinschaft waren beeindruckt von der unbürokratischen Hilfe der Grazer VinziWerke, vom großen Engagement der Ehrenamtlichen im Dienst an den notleidenden Menschen und von der Tatkraft Wolfgang Puchers, der in Kürze seinen 79. Geburtstag feiert.

Georg Oberrauch ist dankbar für die erfahrene Inspiration: „Auch dank des Einsatzes von Pfarrer Wolfgang Pucher musste in Graz jahrelang niemand auf der Straße leben.“ Südtirol könne sich davon ein Beispiel nehmen, sagte er.